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Impressionen des Symposiums: Digital Tools in der Suchtbehandlung

 

Bei sommerlichen Temperaturen fand am 17. Juni 2022 das Symposium zum Thema «Digital Tools in der Suchtbehandlung» statt. Chefpsychologe Prof. Dr. phil Franz Moggi moderierte zusammen mit Ineke Keizer, der Präsidentin von Addiction Psychology Switzerland, die Veranstaltung im Festsaal der Universitären Psychiatrischen Dienste UPD. Am jährlichen Symposium haben Suchtexpertinnen und Suchtexperten teilgenommen und ihre Arbeiten zu digitalen Hilfsmitteln in der Suchtbehandlung präsentiert.

Durch die Corona-Pandemie hat die Implementierung digitaler Hilfsmittel einen regelrechten «Boom» erlebt, was dem Symposium grosse Aktualität verlieh. Rund 50 Fachpersonen haben die Hybridveranstaltung mit Simultanübersetzung vor Ort mitverfolgt. Weitere 30 Fachpersonen haben online teilgenommen und angeregt mitdiskutiert.

Nach der Generalversammlung für die Mitglieder von Addiction Psychology Switzerland hat Prof. Dr. Thomas Berger, Ordinarius für Klinische Psychologie und Psychotherapie an der Universität Bern, den ersten Vortrag gehalten. Der Träger des Schweizer Wissenschaftspreises Marcel Benoist 2021 hat einen spannenden Überblick über verschiedene Arten von Online-Therapien gegeben. Er hat dabei u.a. die Unterschiede zwischen evidenzbasierten «digital tools» und Apps mit geringer Qualität aufgezeigt. Dabei hat er betont, dass sich die Wirkung der Hilfsmittel erst entfaltet, wenn sie in der Praxis richtig eingebettet werden.

Luciano Ruggia, Direktor der Schweizer Arbeitsgemeinschaft Tabakprävention, hat über die Internetseite www.stopsmoking.ch berichtet, welche wissenschaftlich fundierte Informationen, Tipps und Hilfsmittel zur Tabakprävention vermittelt. Des Weiteren hat er zu besorgniserregenden Entwicklungen der Digitalisierung in der Tabakindustrie referiert (z.B. Puff Bars).

Direkt zugeschaltet aus Paris hat Prof. Dr. Lucia Romo von der Université de Paris – Nanterre, Frankreich, verschiedene Studien zu suchtspezifischen Apps vorgestellt. Für sie bleibt die zwischenmenschliche Komponente bei den Apps trotz Digitalisierung im Zentrum. Sie plädiert deshalb dafür, die Nutzerinnen und Nutzer von Apps vermehrt in den Entwicklungsprozess einzubeziehen.

Nach einer kurzen Pause hat der renommierte «Cyberpsychologe» Prof. Dr. Stéphane Bouchard vom Cyperpsychology Lab an der Université du Québec en Outaouais, Kanada, via Zoom einen Einblick in seine Forschung über die therapeutische Arbeitsbeziehung in der Psychotherapie über Videokonferenz und die moderierende Rolle der Telepräsenz gegeben.

Dr. Jory Deleuze von der Hôpital psychiatrique Beau Vallon, Saint-Servais, et UC Louvain, Louvain-la-Neuve, Belgien, hat sein innovatives Pilotprojekt zum Einsatz von virtueller Realität in der Suchtbehandlung vorgestellt. Bei verschiedensten virtuellen Umgebungen haben sich positive Effekte auf die Nachsorge von Patienten und Patientinnen mit Alkoholkonsumstörungen gezeigt.

Zum Abschluss des sehr dichten und spannenden Programms hat Prof. Dr. Michael Schaub vom Schweizer Institut für Sucht- und Gesundheitsforschung der Universität Zürich Erfahrungen mit CANreduce aufgezeigt. In den letzten acht Jahren wurde das sechswöchigen Online-Selbsthilfeprogramm stetig weiterentwickelt und optimiert, um Patientinnen und Patienten bei der Reduktion ihres Cannabiskonsums zu unterstützen.

Die Tagung wurde mit einem «apéro riche» und gut gelaunten Teilnehmenden, die die Veranstaltung als bereichernd erlebt hatten, beendet.